Warum länger belichten als nötig?
Ab und zu gibt es Situationen in denen man länger belichten möchte, es ist in diesem Moment aber zu hell. Die gewünschte Langzeitbelichtung ist z.B. am Tag oft nicht möglich.
Nehmen wir an Sie möchten einen Wasserfall tagsüber fotografieren und das Wasser soll "fließen". Sie haben ein Stativ dabei, um eine Langzeitbelichtung zu machen. Doch dann stellen Sie fest, dass die längste sinnvolle Belichtungszeit 1/4 Sekunde ist. Bei längeren Belichtungszeiten ist das Bild überbelichtet und somit zu hell bzw. sogar weiß!
Probieren Sie es aus - Das Ziel ist eine möglichst lange Belichtungszeit zu erreichen
Der Kamera Simulator ist zu Beginn im AV-Modus. In diesem Modus können Sie die Blende und den ISO-Wert verstellen. Die Belichtungszeit wird automatisch ermittelt.
Stellen Sie die als erstes die größtmögliche Blende (f/22) ein, damit wenig Licht auf den Sensor fällt. Stellen Sie danach den geringsten ISO-Wert (100) ein die Lichtempfindlichkeit des Sensors zu minimieren. Jetzt sehen Sie die berechnete Belichtungszeit. Diese ist nicht sonderlich lang. Stellen Sie den Kameramodus auf "M" (Manuell) und verlängern Sie die Belichtungszeit. Das Bild wird sofort zu hell.
Um die Belichtungszeit zu verlängern gehen Sie wie folgt vor.
Belichtungszeit verlängern ohne Hilfsmittel
- ISO Zahl auf den niedrigsten Wert stellen = Es kommt weniger Licht auf den Sensor
- Möglichst geschlossene Blende wählen, z.b. f/16 = Weniger Licht fällt auf den Sensor
Leider werden diese beiden Einstellungen nicht ausreichen um das Foto von dem Wasserfall zu machen. Zumindest kein besonders schönes Foto auf dem das Wasser richtig fließt.
Belichtungszeit verlängern mit Hilfsmittel
Sie benötigen einen Graufilter (auch ND Filter oder Neutraldichtefilter genannt). Der Graufilter kann auf das Objektiv der Kamera geschraubt werden. Sie können sich den Filter wie eine Sonnenbrille vorstellen. Das dunkle Glas des Filters vermindert die Menge an Licht, welches auf den Sensor fällt.
Die ND-Filter gibt es in verschiedenen Stärken. Oft kann man diese in 3er Sets kaufen. Auf den Filtern steht unter anderem ein Wert in dem Format "1000x". Mit dem "1000x" Filter wird die Belichtungszeit um den Faktor 1000 verlängert.
Ein vernünftiges 3er Set ist "8x", "64x" und "1000x". Damit kommt man in fast allen Situationen zurecht.
Anleitung: Das Wasserfall Foto machen
Gewünschte Einstellung für das Foto überlegen
- Blende: f/8
- Belichtungszeit: ca. 2 Sekunden
- ISO: 100 bis 400
Erklärung zu den gewählten Werten
Belichtungszeit
Die Erfahrung zeigt, dass ein Wasserfallfoto mit einer Belichtungszeit von 2 Sekunden ästhetisch wirkt. Natürlich liegt dies immer im Auge des Betrachters.
Blende
Eine extrem geschlossene Blende verschlechtert die Bildqualität. Ab und zu ist man allerdings gezwungen eine "schlechte" Blende zu wählen, z.B. bei den oben genannten Lichtverhältnissen. Mit Graufilter kann dieses Problem gelöst werden. Der Graufilter vermindert die Lichtmenge. Sie müssen den Lichteinfall nicht mehr durch die Öffnung der Blende steuern. Die Wahl der Blende wird somit wieder durch die gewünschte Schärfentiefe bestimmt.
Blende f/8 wird in diesem Beispiel gewählt, da diese ausreicht um mit dem Weitwinkelobjektiv genügend Schärfentiefe zu erhalten.
ISO Wert
Mit einem ISO Wert von unter 400 ist man auf der sicheren Seite. Bei höheren Werten kann schnell Bildrauschen auftreten.
Kamera einstellen
- Kamera auf den Modus Av (Zeitautomatik)
- Blende auf f/8
- ISO auf 100
Drücken Sie den Auslöser halb, so wird die Belichtungszeit angezeigt, in unserem Fall 1/250 Sekunden. Unser Ziel ist es die Belichtungszeit auf 2 Sekunden zu erhöhen. Wir müssen die Belichtungszeit also um das 500-fache erhöhen.
Anpassungen
- Jetzt Montieren wir den "1000x" Graufilter. Die Belichtungszeit verlängert sich somit um den Faktor 1000 und beträgt 4 Sekunden (1/250 Sekunde * 1000 = 4 Sekunden).
- Wir erhöhen die ISO Zahl bis die Belichtungszeit 2 Sekunden beträgt.
Fertig. Das Foto kann gemacht werden.